Ein unmöglicher Spagat

Folgender Bericht ist dem Drogenkurier, Zeitung der  selbstorganisierten JES-Gruppe aus D, entnommen. Ähnlichkeiten zu ähnlichen Entwicklungen in Ö obliegen deiner scharfen Interpretationsgabe.

JES-Bundesverband fordert: Treibjagd auf substituierende Ärzte beenden

Kurz vor Weihnachten wurde der substituierende Arzt und frühere Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes beim Landkreis Harburg Hans Jürgen Quathamer tot in seiner Winsener Wohnung aufgefunden. Herr Dr. Quathamer hinterlässt Frau und zwei Kinder. Sein Freitod wird in Zusammenhang mit Regressforderungen der KV Niedersachsen in Höhe von 660.000 Euro gebracht.
Auch im JES-Bundesverband hat der Tod von Herrn Quathamer große Betroffenheit hervorgerufen. Obwohl Herr Quathamer die Gründe für seinen Freitod nur selbst kennt, liegt für den JES-Bundesverband nahe, dass die seit 2007 vollzogene Treibjagd auf substituierende Ärzte in Niedersachsen und die hieraus resultierende Regressforderung von 660.000 gegen Herrn Quathamer handlungsleitend für seinen Freitod waren.
In den Ausgaben der Jahre 2007 und 2008 berichtete der DROGENKURIER immer wieder über das Vorgehen der „Task Force“ der AOK in Niedersachsen, die vier substituierende Ärzte wegen Verstößen gegen das BtmG angezeigt hatte und von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) eine Gesamtüberprüfung von über 200 substituierenden Ärzten verlangte.

So etwas nennt man Generalverdacht

Die KV Niedersachsen (KVN) meldete nach diesen Prüfungen 104 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtmG) der zuständigen Staatsanwaltschaft.
Dr. Quathamer war einer von ihnen. Er wurde 2007 von der Staatsanwaltschaft Lüneburg angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen bei seiner Nebentätigkeit als Substitutionsarzt Methadon ohne die erforderliche Begleitkontrolle abgegeben zu haben und zudem ohne die erforderliche suchtmedizinische Qualifikation behandelt zu haben. Hieraus wurde abgeleitet, dass er alle durch die Substitution generierten Einnahmen zurückzuzahlen hätte – insgesamt 660.000 Euro.
Wie bereits in früheren Berichten zu diesem Thema können und wollen wir uns nicht dazu äußern ob die Vorwürfe gegen Herrn Quathamer juristisch berechtigt waren oder nicht. Hierum geht es auch nicht. Der Fall Hans Jürgen Quathamer zeigt deutlich in welch schwieriger Situation sich substituierende Ärzte befinden und dass sich eine praxisnahe und individuelle Substitution auch am Rande der gesetzlichen Regelungen oder gar darüber hinaus bewegen kann.
Seit vielen Jahren stehen wir vor dem Problem, dass die Anzahl von Ärzten die sich für eine Substitutionsbehandlung entscheiden stagniert oder gar sinkt und parallel hierzu die Anzahl substituierter Patienten kontinuierlich ansteigt.
Dies hat zur Folge, dass viele Ärzte im städtischen Bereich überfrequentiert sind und mehr Patienten aufnehmen als eigentlich gut wäre.
In einigen ländlichen Landkreisen hingegen findet sich in einem Umkreis von 30 bis 50 Kilometer nur ein substituierender Arzt. Diese strukturellen und personellen Defizite „befördern“ eine Substitution die von den gesetzlichen und kassenrechtlichen Regelungen abweichen kann aber hierbei niemandem Schaden zufügt. Viele Ärzte handeln schlicht aus einer Notsituation. Es ist sicher kein Zufall, dass die meisten Verfahren gegen Substitutionsärzte in Niedersachsen die verbotene Mitgabe aus der Praxis sowie eine nicht bestimmungsgemäße Take Home Vergabe zur Grundlage haben.
Die dringend erforderliche Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen blieb bis auf einige kosmetische Veränderungen bisher aus und dies obwohl sich Suchtmediziner, Fachgesellschaften und Patienten weitgehend einig darüber sind, dass diese Behandlungsform größere Spielräume benötigt um Behandlungen zu individualisieren, Behandlungserfolge zu sichern und neue Ärzte für die Substitution zu gewinnen.

Ein Licht am Horizont?

Neben der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BTMVV) und den BUB-Richtlinien sind die Richtlinien der Bundesärztekammer (BÄK) für die Substitution wegweisend. Lange hat sich die BÄK den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass sie nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Substitution beschreibt, sondern sich an den bestehenden Betäubungsmittelgesetzen orientiert.
Nach einigen Jahren steht aktuell die Überarbeitung dieser Richtlinien an und der vorliegende Entwurf gibt Anlass zur Hoffnung. Als Optimist könnte man die neuen Richtlinien zur Substitution der BÄK sogar als Quantensprung bezeichnen. JES als Interessenvertretung substituierter Drogengebraucher hat die Hoffnung, dass die neuen Richtlinien der Bundesärztekammer (BÄK) zur Substitutionsbehandlung nun endlich die Grundlage für die Formulierung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften bilden.
Eines steht fest: Alle die, die ein Interesse daran haben das die weltweit erfolgreichste Behandlungsform der Opiatabhängigkeit weiterhin allen zugute kommt die sich für diesem Weg entscheiden, müssen dafür Sorge tragen, dass substituierende Ärzte die mit großem persönlichem Engagement ihren Beruf ausüben nicht wie Dealer behandelt und angeklagt werden.

Ziel muss sein die strafrechtliche Ahndung ärztlichen Fehlverhaltens zugunsten ärztlichen Berufs/- und Standesrecht zu ersetzen und somit die ärztliche Selbstkontrolle zu stärken.

Wir als bundesweite JES-Netzwerk möchten der Witwe und den Kindern von Herrn Quathamer unser aufrichtiges Beileid aussprechen.
… übrigens, bis auf wenige Ausnahmen wurden alle 104 Verfahren gegen substituierende Ärzte in Niedersachsen eingestellt.
JES-Vorstand

Quelle:  http://www.jes.aidshilfe.de/media/de/Kurier%2081-internet.pdf

len Defizite „befördern“ eine Substitution
die von den gesetzlichen und kassenrechtlichen
Regelungen abweichen kann aber
hierbei niemandem Schaden zufügt. Viele
Ärzte handeln schlicht aus einer Notsituation.
Es ist sicher kein Zufall, dass die meisten
Verfahren gegen Substitutionsärzte in
Niedersachsen die verbotene Mitgabe aus
der Praxis sowie eine nicht bestimmungsgemäße
Take Home Vergabe zur Grundlage
haben.
§Die dringend erforderliche Anpassung
der gesetzlichen Rahmenbedingungen
blieb bis auf
einige kosmetische Veränderungen
bisher aus und dies obwohl
sich Suchtmediziner, Fachgesellschaften
und Patienten weitgehend einig darüber
sind, dass diese Behandlungsform größere
Spielräume benötigt um Behandlungen
zu individualisieren, Behandlungserfolge
zu sichern und neue Ärzte für die Substitution
zu gewinnen.
Ein Licht am Horizont?
Neben der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung
(BTMVV) und den
BUB-Richtlinien sind die Richtlinien der
Bundesärztekammer (BÄK) für die Substitution
wegweisend. Lange hat sich die BÄK
den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass
sie nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse
zur Substitution beschreibt, sondern
sich an den bestehenden Betäubungsmittelgesetzen
orientiert.
Nach einigen Jahren steht aktuell die
Überarbeitung dieser Richtlinien an und der
vorliegende Entwurf gibt Anlass zur Hoffnung.
Als Optimist könnte man die neuen
Richtlinien zur Substitution der BÄK sogar
als Quantensprung bezeichnen. JES als
Interessenvertretung substituierter Drogengebraucher
hat die Hoffnung, dass die
neuen Richtlinien der Bundesärztekammer
(BÄK) zur Substitutionsbehandlung
nun endlich die Grundlage für die Formulierung
betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften
bilden.
Eines steht fest: Alle die, die ein Interesse
daran haben das die weltweit erfolgreichste
Behandlungsform der Opiatabhängigkeit
weiterhin allen zugute kommt die
sich für diesem Weg entscheiden, müssen
dafür Sorge tragen, dass substituierende
Ärzte die mit großem persönlichem Engagement
ihren Beruf ausüben nicht wie Dealer
behandelt und angeklagt werden.
Ziel muss sein die strafrechtliche Ahndung
ärztlichen Fehlverhaltens zugunsten ärztlichen
Berufs/- und Standesrecht zu ersetzen
und somit die ärztliche Selbstkontrolle
zu stärken.
Wir als bundesweite JES-Netzwerk möchten
der Witwe und den Kindern von Herrn
Quathamer unser aufrichtiges Beileid aussprechen.
… übrigens, bis auf wenige Ausnahmen
wurden alle 104 Verfahren gegen substituierende
Ärzte in Niedersachsen eingestellt.
JES-Vorstand

2 Antworten zu “Ein unmöglicher Spagat

  1. ich war ein patient bei herrn Q. mir erschien er oft überarbeitet und angespannt ,ich glaube die ursache lag in seinem weitnüberdurchschnittlichen einsatz für uns substis. er scheute z.B.nicht mitten in der nacht loszufahren und für seinen patienten da zu sein wenn ein akkuter notfall anstand. er investierte mehr energie als ihm zur verfügung stand. die gesetzte sind ja wichtig sie sollen regeln und schützen aber manchmal stehen sie dem gesunden menschenverstand im weg herr Q.verstand es dies zu erkennen und legte an diesen stellen ein unkoventionelles konzept für den patient zusammen so das ihm geholfen war kurz um er setzte mehr herz ein als den richtlinien stupide zu folgen die keinem letzendlich dienten .ich will damit nicht behaupten das herr.Dr.Q mutwillig gesetze brach d, davon wüsste ich nichts aber wenn es wirklich der fall gewesen sein sollte dann nicht aus eigennützigen gründen sondern um eine brücke für den drogenabhänigen zu bauen oder den „junkie“ sogar vor den drohenden zerfall oder verwahrlosung zu beschützen. wie schon erwähnt kostete ihn das sehr viel energie er steckte die grenzen nicht weit genug ab die ihn schützen sollten so glube ich zumindest ich glaube er auch er liess die dinge zu nah an sich ran so das man schon züge von selbstlosigkeit erkennen konnte , wenn er aber merkte das man ihn ausnutzte oder ständig anlog konnte er auch klar einen riegel davor schieben. ich mochte imnmer seinen herrlich erfrischende art sich auszudrücken klar und direkt aber mit einem hohen intellekt und herz so das mann am ende eines gespräches immer wusste was er wollte ohne sich dabei zurechtgewiesen fühlte . ich glaube das er am gebrochenem herzen starb ich bedanke mich von ganzem herzen bei herrDR.Q der zu dieser zeit als ich patient war mein leben seht bereicherte mit herz und verstand. vielen dank herr doktor, ich wünsche ihnen alles gute wo auch immer sie gerade sind

  2. vielen dank shabah tarek jedes wort und deür inhalt deines kommentars sötimmen! hansi war ein wunderbarer und kluger mensch . ich bin tief erschüttert über seinen tod iich habe zwar in der schule nur 3 jahre neben ihm sitzen dürfen ich haette ihm aber gerne noch berichte, dass ich das verdammmte zigarettenrauchen ersatzlos aufgegeben habe er fehlt mir sehr wie schlimm muss das erst für seine familie sein er war so ein herzensguter mensch was ist das nur für eine institution, die einen mann in den tod treibt?
    der immerleistung und einsatz gezeigt hat? ich heule sehr das trübt augenblicklich meinen blick die vielen rechtschreifehler passieren mir sonst nicht. ich hoffe aber, dass deutlich wurde , was ich sagen moechte
    zum glück fallen die äpfel nicht weit vom stamm – so werden es wieder neue
    hansis geben das troeszez ein wenig nicht wahr?

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